Englisches Zeugnis: Reference oder Recommendation?

Deutsche Arbeitszeugnisse sind nicht immer leicht ins Englische zu übertragen. Es gibt mindestens zwei unterschiedliche Textsorten, aus denen man wählen kann: die Reference und den Letter of Recommendation.

Nehmen wir als Beispiel einen Ingenieur, der ein paar Jahre im Ausland verbringen oder gleich ganz auswandern möchte. Er bekommt von seinem Arbeitgeber ein deutsches qualifiziertes Arbeitszeugnis. So sieht es das Arbeitsrecht vor, so gut wird der Ingenieur von seinem Arbeitgeber auch bedient. Nur leider nützt ihm der deutsche Text im Ausland wenig, auch wenn die Unterschrift und, wenn vorhanden, der Firmenstempel den offiziellen Charakter des Dokuments bestätigen.

Sollte man das Arbeitszeugnis nun 1:1 ins Englische übersetzen lassen? Das wäre eine Möglichkeit, die allerdings dem Ingenieur nur begrenzten Nutzen liefert. Da die Finessen des deutschen Arbeitszeugnisses – außer in der Schweiz, in Österreich und in Luxemburg – im Ausland keine Rolle spielen, würde die direkte Übersetzung eher steif wirken, ja in Teilen vielleicht sogar unverständlich bleiben. Also käme als nächstes die Suche nach einer adäquaten Textform im Englischen in Frage. Unser Beispielkandidat müsste einschließlich aller Beurteilungswörter das Arbeitszeugnis neu auf Englisch schreiben, sozusagen als eigenständigen Text.

Hier gibt es tatsächlich zwei probate Lösungen. Einerseits kann man das deutsche Zeugnis in eine Reference überführen, andererseits in einen Letter of Recommendation. Der Unterschied liegt im Grad der Subjektivität. Während eine Reference eher neutral gestaltet ist, legt man im Letter of Recommendation bewusst Wert auf einen hohen Grad an Subjektivität. Was bedeutet das für den Ingenieur aus unserem Beispiel?

Die Reference


Wenn es für ihn wichtig ist, dass möglichst sein gesamtes Spektrum an technischen und sonstigen Fähigkeiten (seine Kernkompetenzen) dargelegt wird, sollte er die Reference wählen. In der Reference erwartet der Leser detailliertere Informationen zum Beurteilten und seinem Kompetenz- und Erfahrungsprofil.

Der Letter of Recommendation


Sollten eher die persönlichen Eigenschaften und überfachliche Aspekte wichtig sein, könnte auch ein Letter of Recommendation den Dienst tun. Dieser ist eher kurz und bewusst subjektiv gehalten. Der ehemalige Vorgesetzte soll ausschließlich die positiven Eigenschaften und natürlich auch Leistungen des ehemaligen Mitarbeiters belobigen. Das kann auch überschwänglich geschehen, gerade US-amerikanische Zeugnisleser erwarten hier einiges. Insoweit kann man hier eigentlich kaum zu viel des Guten schreiben.

Unser Fazit


Was heiß das alles für unseren konkreten Fall? Wir würden einem fachlich sehr vertieft arbeitenden Ingenieur eher zur Reference raten, die seine Qualifikationen und Erfahrungen fundiert auflistet und bewertet. So ist er stets auf der sicheren Seite und kann seine fachliche Eignung untermauen. Bei Führungskräften kann die Sache auch anders aussehen. Wenn es kaum noch auf Fachwissen ankommt, sondern vor allem die Führungsfähigkeit und Persönlichkeit zählen, kann ein Letter of Recommendation die bessere Alternative sein. Das trifft vor allem dann zu, wenn der Aussteller des Briefs ein hochrangiger Manager ist.