Arbeitszeugnis-Tipp Nr. 3: Formulierungen und Fallen überall...

Es gibt viele Möglichkeiten, Kritik im Zeugnis anzubringen. Die bekannteste ist sicherlich der sogenannnte 'Geheimcode', der allerdings überall nachzulesen und insofern wohl nicht mehr im eigentlichen Sinne 'geheim' ist. Gleichwohl erzielt er immer wieder seine Wirkung.

Arbeitszeugnis-Formulierungen, die zum Geheimcode gehören, klingen meist sehr positiv, sagen aber leider genau das Gegenteil aus. Die Methoden jenseits des Geheimcodes sind deutlich subtiler. Hier einige Beispiele:

  • Die Nullstellentechnik: Wörter wie "sehr", "außerordentlich" "immer" oder "stets" füllen die sogenannten Nullstellen eines Zeugnisses. Wenn sie an ganz bestimmten Stellen nicht stehen, bleiben die Nullstellen unbesetzt und das Niveau des Zeugnisses sinkt.
  • Notwendiges fehlt: Im Zeugnis fehlen essenzielle Bestandteile der Tätigkeitsbeschreibung, Leistungs- oder Führungsbeurteilung. Z.B. fehlen bei der Führungskraft die Ergebnisse der Führungsleistungen, bei der Chefsekretärin fehlt der Hinweis auf Selbstständigkeit, etc.
  • Betonte Selbstverständlichkeiten: Es wird z.B. die perfekte Kleidung eines Außendienstmitarbeiters oder des Buchhalters Leistungen in den Grundrechenarten hervorgehoben.
  • Entwertungen: Kleinigkeiten, die eher am Rande mit der beschriebenen Tätigkeit zu tun haben, werden sehr stark betont.
  • Verneintes Gegenteil: Formulierungen wie "...war nicht uninteressiert", "...waren nicht unbedeutend."
  • Die Reihenfolge: Werden z.B. bei der Führungsbeurteilung erst die Kollegen genannt und dann die Vorgesetzten, dann deutet das auf Probleme im Verhältnis zu den Vorgesetzten hin.

Lassen Sie sich von Profis beraten, wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Zeugnis - auch unbeabsichtigt - solche Fallen enthält. Beratungsbücher geben immer nur ausschnittsweise Rat und vernachlässigen den Zusammenhang. Doch nur im Zusammenhang des Arbeitszeugnisses lässt sich ermitteln, ob die Formulierungen wirklich schädlich sind oder nicht.